Bewegungsmuster umprogrammieren

Hab ich eigentlich schon erwähnt, wie froh ich bin, dass ich mein Crossbike im letzten Herbst nicht verkauft habe? So gesehen ein Reisenglück, dass dieses wundervolle Renngeschoss keiner haben wollte! Seitdem ich wieder fitter bin, flitze ich wieder mit meinem Super-X durch die Gegend – und genieße dabei jede Sekunde! Gestern und heute war ich jeweils bei bestem Radfahrwetter mit tollen Leuten unterwegs. Stressfrei durch unsere tolle Gegend fahren, nette Gespräche führen, bergauf ein bisschen an der Leistungsgrenze kratzen, bergab den Fahrtwind spüren – das gehört für mich definitiv zu den sehr guten Arten, ein Wochenende zu verbringen!

Heute morgen haben wir sogar ein kleines „Koppeltraining“ veranstaltet: Die ganze Familie ist beim Bernhard-Könnel-Gedächtnislauf in Schopp 3,5 Kilometer gelaufen – und das ging richtig gut! Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, diesmal langsam loszulaufen, bin ich natürlich wie immer los gerannt als wäre das Ziel nach der ersten Kurve. Keine Ahnung warum, sobald ich eine Startnummer umhabe und der Startschuss fällt, verlieren bei mir scheinbar immer ein paar wichtige Synapsen ihre Kontakte. Schon auf den ersten 200 Metern dachte ich mir „das ist zu schnell, das läufst du niemals durch“ – aber das geniale war, dass ich es sehr wohl durchgelaufen bin 🙂 Meine Theorie dazu: Die Freude darüber, wieder laufen zu können, lässt mich regelrecht über die Strecke fliegen. Am guten Training kann es nämlich definitiv nicht liegen 😀 ich habe mir selbst auferlegt, nur einmal pro Woche (und dann nur drei bis sechs Kilometer) zu laufen, damit meine Hüfte nicht gleich wieder zu viel Stress abbekommt. Und obwohl es mich selbst immer wieder erstaunt, dass ich so vernünftig bin, halte ich mich tatsächlich daran.

Außerdem habe ich festgestellt, dass es an meiner Lauftechnik einiges zu optimieren gibt – womit ich vor ein paar Wochen angefangen habe. Sowohl beim Laufen, als auch beim Radfahren hatte ich mir nämlich sehr unfunktionelle (und ungesunde) Bewegungsmuster angewöhnt. Das fiese daran ist, dass man das von außen auf den ersten Blick manchmal gar nicht sieht. Und in sich selbst ehrlich hineinzufühlen, ist gar nicht so einfach, wie es klingt. Um ein bisschen konkreter zu werden, ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Mein „Problem“ ist, dass ich die Beinstreckung hauptsächlich mit der Muskulatur der Oberschenkelvorderseite ansteuere, und dabei den Hintern kaum einsetze. Das ist ziemlich ungeschickt, da der Hintern einer der stärksten Muskeln im Körper ist (da streiten sich die Geister, manche sagen sogar der stärkste überhaupt). Auf jeden Fall ist der Hintern der stärkste „Vortrieb-generierende“ Muskel beim Gehen und Laufen, weshalb man ihn so effektiv wie möglich einsetzten sollte. Dafür muss man aber wissen, wie – und das auch umsetzen können. Beim Treppenlaufen zum Beispiel gibt es zwei „Typen“: Bei manchen zittern nach 13 Stockwerken die Oberschenkelvorderseiten (ausführlichere Gedanken zu der verrückten Idee, 13 Stockwerke hochzulaufen, gibt es hier), und anderen brennt der Hintern. Genauso ist es bei Kniebeugen, auch die kann man über die Knie (dann geht’s in die Oberschenkel) oder über die Hüfte (dann gibt’s nen Knackpo) ansteuern. Ich gehöre leider (noch) zu der ersten Gruppe, arbeite aber daran dass sich das bald ändert!

Während es mir beim Laufen (vor allem beim schnellen Laufen) noch sehr schwerfällt, die neue Technik umzusetzen, habe ich beim Radfahren vom ersten Tritt an gemerkt, dass ich so viel mehr Kraft auf die Pedale bringe, und vor allem am Berg viel schneller bin. Das ist natürlich eine tolle Entwicklung für mich, und mal wieder ein „dafür war es gut“ Moment. So lange man keine Probleme hat und einigermaßen flott ist, überdenkt man seine Bewegungsmuster in der Regel selten – und wenn, hat man wenig Motivation, die Trainingsumfänge auf ein Minimum zu reduzieren, um erst mal monatelang an der Technik zu arbeiten.

Genau das mache ich jetzt in meinem wöchentlichen kurzen Lauftraining: Technikübungen, und dann so lange laufen, wie ich das sauber durchhalte. Das sind zwischen 50 und 200 Metern. Wenn ich merke, dass ich unsauber werde: Pause machen. Beine lockern, kurz andehnen. Das ganze Spiel von vorne: Technikübungen, dann wieder sauber laufen. So brauche ich recht lange für kurze Strecken, das macht aber überhaupt nichts, da ich ja sowieso nicht weit laufen möchte (und kann). Dazu mache ich viel Kraft- und Beweglichkeitstraining für die „Ziel-Bewegungsmuster“ und bin sehr gespannt, ob (und wann) ich dadurch auch beim Laufen erste Verbesserungen sehe. Da ergänzen sich natürlich auch meine eigenen körperlichen Projekte und meine „Berufe“ sehr gut: Zum einen weiß ich durch mein Studium, Ausbildung und Berufserfahrung, worauf es bei mir selbst ankommt und was ich trainieren muss. Zum anderen kommt mir beim Ausüben meiner Berufe sehr oft zu Gute, dass ich aus eigener Erfahrung berichten kann. Absichtlich würde ich mir dafür zwar keine Knochen brechen oder Bänder reißen wollen 😉 aber im Nachhinein ist das schon eine feine Sache.

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