Konzentration auf das Positive

Ich hatte ja vergangene Woche von der Back-Show berichtet. Zwischenzeitlich haben sich die Ereignisse überschlagen. Oder vielleicht sollte ich eher sagen – ich hab mich überschlagen, bzw. bin die Treppe runter gepurzelt. Mit einem völlig übertriebenen Ausgang…

Von vorne:

Ein kleiner, erst mal harmlos aussehender, unnötiger Sturz entpuppte sich als gar nicht mal so harmlos: Da lief ziemlich viel Blut den Arm runter, und man hatte recht tiefe Einblicke in den Ellenbogen – dummerweise stellenweise verdeckt von Blättern, Steinen und Sand – was halt so draußen rum liegt.

Jetzt muss ich ehrlich zugeben, dass ich Notfallaufnahmen in Krankenhäusern nicht so supergerne mag. Also hab ich erst mal versucht, das Problem selbst zu lösen. Aber egal wie viel Mühe ich mir auch gab, den Arm sauber zu machen – der Dreck saß verdammt tief und wollte da partout nicht raus kommen.  Grummeln gab ich meiner Familie Recht, dass man das wohl ordentlich sauber machen und vor allem nähen lassen muss. Zum Glück hatte mein Bruderherz nichts Dringendes vor und fuhr mit mir ins Krankenhaus. „Ich hab eine tiefe, stark verschmutzte Risswunde. Könnten sie mir bitte realistisch sagen, wie lange es dauert? Ich habe volles Verständnis, wenn es länger dauert, nur würden wir dann woanders hin fahren“, versuchte ich die Lage an der Anmeldung zu erklären. „Das kann ich ihnen nicht sagen“, war die erwartete Antwort. Ob eine stark verschmutzte Wunde zeitnah gereinigt werden kann oder nicht ist wirklich relevant – deshalb ließ ich nicht locker: „Sprechen wir über einen Zeitraum von unter einer Stunde, oder mehreren Stunden?“  „Nene, mehrere Stunden auf keinen Fall.“ Na gut. Wir nahmen Platz, und ich tropfte die Notaufnahme voll. Zwischendurch fragte ich immer wieder nach, wie lange es noch dauert, ob ich frische Kompressen oder ein Schmerzmittel haben könnte. Nichts passierte.

Während wir so da saßen, fiel uns auf, dass auch meine Handinnenfläche ganz schön was abbekommen hatte: Das war zwar nicht dreckig, aber verdammt tief. Sah aus wie eine angeritzte Tomate, wenn man die Hand ein bisschen zusammendrückte. Lustig, aber auch ziemlich eklig. Meine Geduld neigte sich langsam aber sicher dem Ende 😀 Anfangs hatte ich meinem Bruder gesagt, dass er nicht mit mir warten braucht, mittlerweile war ich verdammt froh, dass er beschlossen hatte, mich nicht alleine dasitzen zu lassen.

Nach unfassbaren vier Stunden wurden wir aufgerufen – und durften in einem anderen Wartezimmer wieder Platz nehmen. Als es endlich losging, konnte ich meinen Arm absolut nicht mehr bewegen. Nicht, weil mir die Knochen wehtaten, sondern weil das Blut-Dreck-Gemisch zu einer betonartigen Masse ausgehärtet war. „Wie soll ich das denn sauber bekommen? Warum sind sie nicht früher gekommen?“, fragte mich der Arzt.

Er gab sich alle Mühe mit dem Reinigen, ich gab mir alle Mühe nicht „Mimimi“ zu machen, und irgendwann nähte er es zu. Er warnte mich aber auch gleich, dass die Wahrscheinlichkeit hoch sei, dass sich die Wunde entzündet, und man es nochmal aufschneiden müsse. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, wurde mein Arm von der Hand bis zur Schulter eingegipst. Als wir nach Hause fuhren, hatte ich wirklich das Gefühl, dass das Ergebnis völlig übertrieben dramatisch war – verglichen mit dem harmlosen kleinen Auslöse-Sturz. Aber es kam noch besser:

Jackpot, die Entzündung ließ nicht lange auf sich warten, und die Naht musste zum Teil wieder aufgeschnitten und die Wunde wieder gereinigt werden.

Dadurch verzögerte sich natürlich das „geplante Gesundungsdatum“ – und das zog einige wirklich unschöne Konsequenzen nach sich. Zum einen, dass ich unverhältnismäßig lange auf der Arbeit ausfalle – was mir unfassbar leid tut! Meine Jobs bereiten mir wahnsinnig viel Freude, was ich tue, tue ich aus tiefstem Herzen gerne – und es fehlt mir, wenn ich es wochenlang nicht tun kann, enorm.

Zum anderen musste ich leider die Teilnahme an der Backshow absagen. Die Produktionsfirma war super nett, und hat mir sogar angeboten, trotz Gipsarm mitzumachen: Ich müsse nur Anweisungen geben, und Réné würde das backen übernehmen. Aber es ging ja nicht nur um den Filmdreh bei mir zu Hause, ich müsste auch einen Kuchen (und die Wohnung) vorbereiten, sowie am Finaltag zu der Final-Location fahren – und dafür auch nochmal einen Kuchen backen. Kurzum, so unfassbar gerne ich mitgemacht hätte – es ist einfach ein ganz doofes Timing, und mein Körper braucht jetzt alle verfügbaren Ressourcen, um sich zu erholen. Also habe ich schweren Herzens abgesagt.

Für die Produktionsleiter tut es mir super leid, dass sie so kurzfristig umplanen müssen. Auch für mich tut es mir sehr leid, dass ich nicht mitmachen kann, denn ich hatte mich wirklich darauf gefreut. Es ist zwar nicht so, dass ich schon immer mal ins Fernsehen wollte – und auf den Gedanken, an einer Backshow teilzunehmen, wäre ich niemals gekommen. Aber als es sich ergeben hatte, fand ich es umso toller: Dass ausgerechnet ich als völlig untypische Bäckerin einer relativ großen Plattform zeigen kann, dass man lecker UND super gesund backen kann. Deshalb tut es mir wirklich leid, dass das jetzt nicht klappt. Dennoch bin ich froh, dass ich in der Vorbereitung bis dahin mit drin war, denn schon die vorbereitende Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma war eine spannende Erfahrung. Zudem hatte auch die konkrete Vorbereitung auf den Dreh viele positive Aspekte:

  • Ich habe wahnsinnig viele Kuchen gebacken, worüber sich auch meine Familie und Freunde sehr gefreut haben
  • es gibt jetzt endlich auch ein paar Kuchen mit Rezepten von mir
  • Ich hatte mir überlegt, dass das „Showkonzept“ auch ein wundervoller Workshop abgeben würde: Mit dem TV-Bäcker hätte ich nicht nur (gesunden!) Kuchen gebacken, sondern ihm auch erklärt, welche Zutaten warum gesund sind – und vor dem Essen mit ihm im Garten trainiert. Genau das werde ich, sobald ich wieder fit bin, als Workshop-Konzept ausarbeiten und anbieten. Darauf freue ich mich schon sehr 🙂

Und nun? Tja, jetzt warte ich mal ab, wie sich die Entzündung im Ellenbogen so entwickelt, und aktiviere alle positive Gedanken und Selbstheilungskräfte, die ich irgendwo auftreiben kann. Und ich bin sehr froh und auch stolz auf mich selbst, weil ich ehrlich sagen kann, dass es mir damit gut geht.  Eigentlich bin ich (nur mir gegenüber) ein ungeduldiger Mensch, der von Verletzungen oder Zwangspausen durchaus auch mal schlechte Laune bekommen kann. Dazu hätte ich im Moment einige Gründe, denn mein körperlicher Zustand ist im Moment eine ehrliche Katastrophe: Die Hüfte tut mir seit über drei Jahren weh, mein Fuß tut noch ein bisschen weh vom Bänderriss Ende April diesen Jahres, und seit dem Treppensturz tut mir auch noch mein rechter Arm und mein Steißbein richtig heftig weh. Grob gesagt tut also ungefähr alles weh – egal ob ich sitzen, stehen, gehen, liegen, ein Buch halten oder etwas Schönes kochen oder backen möchte. So richtig viel kann ich also im Moment nicht tun – ich finde, ich hätte durchaus Gründe, ein bisschen mieslaunig zu sein.

Und trotzdem ist genau das Gegenteil der Fall. Auch diese Situation bringt – neben all ihren ätzenden Seiten – ehrlich Positives mit sich. Zum einen lerne ich viel Neues, weil ich Zeit habe, mich mit Dingen zu beschäftigen, für die ich mir sonst niemals Zeit nehmen würde. Intensives Fußmuskeltraining zum Beispiel (die Füße tun mir tatsächlich nicht weh 😉 ). Ich lerne auch inhaltlich und fachlich vieles, weil ich mich auch hier mit Inhalten beschäftigen kann und in der Tiefe nachlesen kann, die ich sonst eher oberflächlich ankratzen würde. Vor allem lerne ich aber viel über mich, weil ich auch in meine persönliche Entwicklung viel Zeit und Ressourcen stecken kann. Ich genieße, dass ich mich geistig und mental mit Dingen auseinandersetzen kann, für die ich sonst keine Zeit habe – und dass ich dabei von Tag zu Tag spürbare Fortschritte mache. Dadurch kristallisiert sich immer mehr heraus, was am Ende des Tages bleibt und wirklich zählt. Und das sind nicht die Leistungen, für die man gesunde Arme und Hüften braucht.

Auch wenn ich körperlich gerade ziemlich am Ende bin, ist mein Leben erfüllt und – jetzt kommt eine wirklich erstaunliche Sache – bin ich in vielen Momenten glücklich – einfach so, ohne Grund. Das ist eine sehr schöne Erfahrung. Natürlich freue ich mich darauf, mich (hoffentlich bald) wieder körperlich zu betätigen, auszutoben und Sport zu machen. Aber auch ohne das bin ich auf andere, aber dennoch angenehme Art und Weise erfüllt und zufrieden.

Es bringt vielleicht nicht jede Ausgangslage automatisch etwas Gutes mit sich, aber man kann aus (fast) jeder Ausgangslage etwas Tolles machen. Zugegebenermaßen hatte ich dafür in den letzten Jahren auch schon ein bisschen Zeit zum Üben 😉 und bin aktuell sehr zufrieden mit mir, dass mir das mittlerweile so gut gelingt. Das darf auch mal gesagt werden 🙂

2 thoughts on “Konzentration auf das Positive

    1. Danke!!
      “Wieder-Gesund-Werden” habe ich tatsächlich schon so oft “trainiert”, dass es mittlerweile zu meinen größten Stärken zählt 😉

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