UUUUUUUUUUUUUUUUUI sooo cool!!!! Ich hab ein neues Rad!!
Nicht, dass mein „Altes“ nicht auch toll wäre, aber mit neuem Spielzeug macht es eben doch immer gleich nochmal ein bisschen mehr Spaß. Vor allem, wenn es dann so ultrageil aussieht!!!
Dass ich dieses Rennschnittchen jetzt die nächsten Monate fahren darf, liegt daran, dass ich in dieser Saison für das „Wheelsport Racing Teams“ unterwegs bin. Teamchef ist der Besitzer des „Fahrradladens meines Vertrauens“, in dem ich schon seit deren Eröffnung vor 15 Jahren Kunde bin. Das finde ich deswegen so cool, weil ich dadurch alle Entwicklungsstufen gesehen habe: Von einem kleinen Ladenraum in einer Scheune (schon damals war es ein supertoller, liebevoll geführter Laden) zu dem größten und coolsten Fahrradladen, den ich kenne. Nirgendwo sonst habe ich bisher so viele Fahrräder, Zubehör und radsportbegeisterte Mitarbeiter auf einem Haufen gesehen! A propos radsportbegeistert: Seit fünf Jahren gibt es einen dem Laden angehörenden Verein, in den ich dann auch direkt eingetreten bin. Beim Radeln – egal ob bei Rennen oder auf den Trails zu Hause – ständig Leuten in „unserem“ Trikot zu begegnen, ist einfach genial. Man hilft, unterhält und motiviert sich – besser kann es nicht laufen.
An den Verein und Laden angeschlossen, wurde ab der Saison 2017 ein „Rennteam“, bestehend aus sechs Fahrern, geplant. Da ich vergangene Saison viele Rennen gefahren bin und fast alle davon sogar gewonnen habe, durfte ich ein Teil davon sein. Ein tolles Extra: Das Design unserer Teamräder konnte jeder Fahrer selbst kreieren. Wir fahren mit Rädern der spanischen Marke „Orbea“, die man online farblich selbst gestalten kann unfassbar cool!! Zum einen macht das Gestalten riesigen Spaß, zum anderen ist es schon etwas ganz Besonderes, auf einem Rad zu fahren, das ganz genauso aussieht, wie man sich sein Traumrad vorstellt. Ich saß lange an meiner Kombination, und nachdem ich mein Design an Frank (den Laden- und Teamchef) geschickt hatte, ging ich mit dem Wissen ins Bett, bald das für mich schönste Rad der Welt zu fahren.
Dann kam der Tag, der die Saison 2016 abrunden sollte – der letzte Lauf einer Marathonserie. Ich war schon vor dem Abschlussrennen „uneinholbar“ und fühlte mich an dem Tag nicht 100%ig fit, deshalb wollte ich zum Saisonabschluss eine „Genussfahrt“ einlegen. Nach dem Start wurde mir schnell klar, dass ich es nicht nur ein bisschen ruhiger angehen lassen musste als sonst – ich hatte absolut keine Kraft. Meine Beine wollten nicht so recht, und vom Kopf kam nicht die gewohnte Motivation. Egal, es war ein schöner, sonniger Tag. Wenn ich schon mal da war, konnte ich die Strecke auch fahren – dann eben als schöne Tour, nicht als Rennen. Zum Glück hatte ich mich an dem Tag für die kurze Variante über 40 Kilometer entschieden – und selbst die fielen mir gegen Ende wirklich schwer. Ich eierte durch die Gegend, musste ich zu jedem Höhenmeter überreden, und kannte mich kaum wieder.
Irgendwann kam das Ziel in Sicht – so froh war ich noch nie, das Ziel zu sehen! Ich rollte durch den Zielbogen, völlig k.o., aber glücklich – bis ich die Kommentare der vor mir Eingetroffenen hörte. Sie fragten mich, was heute mit mir los gewesen sei – normalerweise sei ich doch weit vor der heutigen Siegerin im Ziel? Und was das überhaupt heißen solle, es wäre doch alles gut, es sei heute eben nicht mehr drin gewesen – man müsse doch im Rennen immer alles geben? Irgendwie fand ich das unfair. Ich würde in einem solchen Fall vielleicht fragen, ob alles ok ist. Ist die Person gestürzt, hatte sie unterwegs Magenprobleme oder Krämpfe? Vielleicht geht es ihr auch vom Kopf nicht gut, ist in den letzten Tagen etwas passiert? Natürlich muss niemanden, den man nur flüchtig vom Radfahren kennt, interessieren, wie es einem geht. Aber Vorwürfe wegen einer vermeintlich schlechten Leistung fand ich irgendwie unangemessen. Zumal ich im Frauenfeld trotz allem immer noch richtig gut dabei war. Egal.
Ich legte mich zuerst ins Auto, später auf die Wiese, wo die Siegerehrung stattfinden sollte. Einen so erbärmlichen Auftritt bei einer Siegerehrung gab es wahrscheinlich noch nie. Ich war so müde, dass ich mich nicht einmal wachhalten konnte. Nicht körperlich müde, wie man es sonst nach einem harten Rennen legitimerweise ist, sondern so ausgeknockt, wie ich es dann leider auch die darauffolgenden Monate blieb: Knochenschmerzen, Muskelschmerzen, extreme Müdigkeit. Vor lauter Müdigkeit wurde mir richtig schlecht – und ich schlief tatsächlich zwischen den einzelnen Wertungen ein, mitten auf der Wiese, zwischen all den anderen Radfahrern. Was für ein beschissener Tag.
Was für beschissene folgende Monate. Warum meine Systeme vorerst dauerhaft herunterfuhren, weiß ich noch nicht. Ich wartete tapfer, dass es wieder besser wird – wurde es aber nicht. Es wurde immer schlimmer.
Um den Bogen zu spannen: Was hieß das für meine Teilnahme im Wheelsport Racing Team? Ich wollte sehr, sehr gerne dabei sein, aber auch offen und fair kommunizieren, dass ich nicht sicher sagen kann, wie es bei mir in der kommenden Saison laufen wird. Ob überhaupt etwas laufen wird.
Bei jeder Verdachtsdiagnose schöpfte ich Hoffnung, dass es bald eine Therapie für mich gibt und ich wieder trainieren kann. Doch kein Verdacht bestätigte sich, und so blieben auch die Therapien aus.Ich hielt immer wieder Rücksprache mit dem Teamchef, der mir zum Glück Zeit gab: Ich sollte erst mal schauen, wie es gesundheitlich weitergeht, und dann würden wir über das Team sprechen.
Natürlich wollte ich Radfahren! Zu jeder Zeit. Aber ich konnte nicht. Hügelchen, die ich sonst nicht mal wahrgenommen hatte, wurden zu unüberwindbaren Hindernissen. Ich musste fast jeden Höhenmeter hoch schieben, da ich keine Kraft mehr hatte, die Pedale zu bewegen. Schieben, also gehen, tat aber in der Hüfte weh. Es war wirklich eine schöne, tiefe Scheiße, in der ich da steckte.
Ich kaufte mir ein E-Bike. Das war eine super Entscheidung, denn damit kam ich raus und hatte Spaß! Allerdings hielt auch das nur ein paar Monate, bis ich selbst dazu nur noch selten, und wenn nur für kurze Touren genug Energie hatte.
Umso größer war natürlich meine Erleichterung und Freude war, als es endlich eine Therapie für mich gab! Ab Anfang März ging es mir sehr schnell und kontinuierlich besser, und ich konnte innerhalb kurzer Zeit wieder aus eigener Kraft radeln! Wahnsinn, unbeschreiblich, und beim Gedanken daran bekomme ich immer noch Gänsehaut vor Freude!
So traurig ich in den Monaten von September bis Februar war, dass ich mich kaum bewegen konnte, so glücklich war ich, dass es jetzt wieder ging! Ich hatte das Gefühl, alle Endorphine, die ich im letzten halben Jahr hätte ausschütten sollen, jetzt freizusetzen. Netterweise hat mein Körper in seiner Tiefschlafphase nicht vergessen, wie Sport funktioniert – ich bin selbst jedes Mal aufs Neue erstaunt darüber, wie fit ich schon wieder bin, wenn ich mit Honigkuchenpferdgrinsen durch den Wald staube.
Und nun? Ist es für das Wheelsport Racing Team schon zu spät? Das muss ich klären. Und bin ich überhaupt fit genug dafür? Natürlich fehlt da noch einiges bis zu meiner „alten Form“. Aber schlecht bin ich selbst mit der nur ganz kurzen Trainingszeit nicht drauf, und da ist für die nächsten Wochen natürlich noch ganz viel Luft nach oben. Also ein klares JA!
Ich fuhr nach Weselberg, sprach mit Frank – und er gab grünes Licht, ich bleibe dabei! WUHUUUU!!! Ich freute mich auf die Rennen mit dem Team, das schönste Rad der Welt – aber am meisten (ja, sogar noch mehr als über das Rad – wenn das möglich ist) freute ich mich darüber, dass Frank, das Team und insgesamt die Leute an mich glaubten!! Dass sich alle sicher sind, dass ich wieder fit bin und noch fitter werde, motiviert mich noch mehr, gibt mir Aufwind und stärkt mir den Rücken! Andererseits – Wenn ich auf dem schönsten Rad der Welt unterwegs bin, fahre ich sowieso wie mit Flügeln 🙂