Endlich wieder Laktathusten

Es bewegt sich was. Nicht nur etwas, sondern sogar richtig viel – in jeglicher Hinsicht.

Die unglaublich tolle Richtung: Ich bin körperlich richtig gut drauf, habe fast überhaupt keine Schmerzen mehr, und kann tun und lassen worauf ich Lust habe. Selbst beim Spazieren, Laufen, Hüpfen tauchen keine Schmerzen mehr auf. Zudem bin ich, allein durch das „nach Lust und Laune bewegen“, schon wieder unfassbar fit geworden! Gestern habe ich zum ersten Mal seit Ende Juli 2016 versucht, „schnell“ Rad zu fahren. Ich hatte einfach tierisch Bock drauf! Der Doc meinte ja, dass ich „mehr Sport machen soll“ (für meine Knochendichte), und dass ich damit nichts „kaputt machen kann“. Alles, worauf ich Lust habe, ist erlaubt. Und ich hatte richtig Lust, mal wieder richtig in die Pedale zu treten, und zu sehen, was dann so passiert – bzw. ob überhaupt etwas passiert. Schließlich ist mein letzter Versuch, berghoch schnell zu fahren, verdammt lang her. Knapp 9 Monate, um es genau zu nehmen.

Also Radsachen an und los. Erstmal bergab fetzen – das geht gewohnt gut (beim losfahren freue ich mich immer, dass wir auf dem Berg wohnen. Beim Heimfahren nicht immer 😀 ). Jetzt wird’s spannend. Ich habe absolut kein Gefühl mehr dafür, welches Tempo ich fahren kann. Daher gehe ich schwer davon aus, dass ich völlig übermotiviert losknalle und nach 200 Metern wie ein asthmatisches Nilpferd über dem Lenker hänge.

Von wegen!!! Ich habe zwar keine Ahnung, woher meine Beine noch wissen, wie das geht (und woher der Saft kommt), aber sie tun es! Von außen mag es möglicherweise nach Nilpferd aussehen, aber meine Innenansicht ist gigantisch!  Gefühlt fliege ich den Berg hoch – und das neun Minuten lang! Oben lege ich eine kurze Pause ein – Puh!!! Ich bin schon platt – aber das war ja auch das Ziel der Aktion! Endlich mal wieder ein dezenter Laktatgeschmack, wie hab ich den vermisst!!! 😀 Ich erhole mich erstaunlich schnell. Das war „früher“ eine meiner größten Stärken, mein Puls ging unglaublich schnell wieder runter – scheinbar hat sich mein Körper auch das gemerkt. Wie wunderbar ist das denn bitte? J J Weil ich so schnell wieder fit bin und die Fahrt so schön war, geht es gleich wieder runter, und einen anderen Berg hoch. Und sogar noch einen Dritten. 🙂

Das war keine große Tour, insgesamt waren wir nur eine gute Stunde unterwegs. Und trotzdem freue ich mich mal wieder wie ein Schnitzel, als ich feststelle, dass ich danach noch nicht mal platt bin. Unseren Hausberg wieder hoch eiern ist mir wirklich schon verdammt schwer gefallen. Gestern war es entspannt und einfach nur toll. 🙂

Bei aller Freude muss ich ein bisschen mit mir selbst schimpfen und lernen, vorsichtiger zu sein: Nach härteren Einheiten hatte ich früher schon immer ein bisschen „Nachhusten“ – über ein paar Minuten bis Stunden. Ich habe es liebevoll „Laktathusten“ genannt. Das ist nichts ungewöhnliches (viele haben das) und sogar sportwissenschaftlich erklärbar: Durch hartes Training wird das Immunsystem kurzfristig runtergefahren.  Krank geworden bin ich davon noch nie – mein Körper war es gewohnt, und ich hatte immer ein wirklich gutes Schutzschild gegen Erkältungen. Jetzt hat sich das aber leider geändert, da ich Cortison nehme. Als wunderbares Zaubermittel unterdrückt das meine Entzündungen und Schmerzen in der Muskulatur, aber dadurch auch mein Immunsystem. Und eigentlich weiß ich das ja auch. Aber ich war nach der Tour so gut gelaunt und aufgekratzt, dass ich erst mal noch ein bisschen durch die Gegend gehüpft bin und Essen gekocht habe, bevor ich geduscht habe. Und schon kam die Quittung.  Huiui, aber wie. Das war kein nettes Laktathusten mehr, sondern böses Kollern. Heute Morgen hat es auch noch ein bisschen gekratzt, ist dann aber über den Tag mit viel Tee, heißer Zitrone etc. auch wieder restlos verschwunden. Nochmal verdammt viel Glück gehabt, ich habe mir sagen lassen, dass ein grippaler Infekt unter Cortison wirklich nicht schön ist. Also Memo an mich: Bitte ein bisschen mehr Vorsicht, damit ich meinen zurückgewonnenen Bewegungsdrang auch genießen kann und nicht zwei Wochen lang flachliege!

Beim Thema Cortison bleibe ich auch noch kurz: Vor zehn hatte ich meine tägliche Cortisondosis auf 6 mg reduziert. Die ersten Tage waren noch ok, dann merkte ich, wie ich langsam wieder müde wurde. Damit meine ich nicht, dass ich morgens gerne noch ein paar Minuten hätte liegen bleiben wollen, oder abends früh uns Bett wollte. Auch die Liebe zum Mittagsschlaf zähle ich da natürlich nicht mit rein. All das ist für mich ok und kein Grund, Medikamente zu nehmen oder zu erhöhen. Was mich aber stört, ist ein „den ganzen Tag nicht wach werden“. Dieses Gefühl, Nebel im Kopf zu haben, der alle Motivation, jeden Gedanken verschleiert und ein sedierendes Gefühl auslöst, der ständige Drang, die Augen zu schließen, weil die Lider zu schwer werden – das stört mich. Kolossal. So schlimm war es vor dem Cortison, nicht jetzt mit den 6 mg – aber die Ansätze kamen wieder. Die Vorgabe des Arztes war, herauszufinden, wie viel Cortison ich brauche, damit das eben nicht passiert. „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“. Ich hatte mit 7,5 mg am Tag angefangen und habe dann im 14-Tage-Rhythmus um 0,5 mg reduziert. Jetzt weiß ich also: 6 mg sind für mich – mindestens im Moment – zu wenig, ich bleibe erst mal wieder bei 6,5 mg.

Aber vielleicht tut sich auch an der Front bald wieder was: Seit meinem Besuch beim Endokrinologen sind schon wieder drei Wochen vergangen, mindestens Halbzeit beim Warten auf die Ergebnisse. Vielleicht kommen sie ja auch schon nächste Woche! Ich bin optimistisch, dass ein positives Ergebnis dabei rauskommt, und ich mit der einsetzenden Therapie beginnen kann, das Cortison wieder auszuschleichen.

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