Die Fliegenklatschen-Strategie für ein unangreifbares Immunsystem Teil 2

Et voilà, der zweite Teil. Es ist schön viel Text mit vielen Erklärungen und Hintergrundinformationen. Passt auf jeden Fall besser als entspannte Lektüre als schnell mal zwischendurch 🙂

Den Zusammenhang und die ersten fünf Punkte gibt es hier.

6. Zink und Selen

Zink und Selen sind essentielle Spurenelemente. Das heißt, dass der Körper sie nicht selbst herstellen kann, und wir sie deshalb mit der Nahrung aufnehmen müssen – allerdings nur in geringen Mengen.

Da die Zinkspeicherung im Körper nur kurzzeitig möglich ist, sollte man täglich für Nachschub sorgen. Im Körper befinden sich im Normalfall zwei bis vier Gramm Zink, das sich auf fast alle Körperzellen verteilt, und in über 200 Stoffwechselvorgängen eine Rolle spielt. Auch für unser Immunsystem ist Zink ein echter Superheld: Denn  Zink kann die Membran von Viren schädigen und die Viren dadurch außer Gefecht setzen.  Am besten  funktioniert das mit einem Zinkpräparat zum Trinken (zum Beispiel in Form von Brausetabletten), da die Viren dann schon im Mund- und Rachenraum unschädlich gemacht werden. Deshalb wird der Ingwerwassergurgel-Tipp noch zum Super-Trick ergänzt: Wenn man merkt, dass eine Erkältung im Anflug ist, gurgelt man am besten mit Ingwerwasser mit Zink. Dadurch werden eingedrungene Viren direkt an den Schleimhäuten abgefangen und das Immunsystem stabilisiert. Wichtig ist, dass man schnell handelt: Wenn man mit Kratzen im Hals ins Bett geht und erst am nächsten Morgen Zink besorgt, hat sich der Virus schon ausgebreitet. Vorsicht, wichtig: Die empfohlene Zink-Menge für das Gurgelwasser liegt bei 60-100 mg. Zum Gurgeln super, zum Trinken ist die Mischung absolut ungeeignet! Dass Zink ein Spurenelement ist, soll nämlich auch so bleiben. Die empfohlene tägliche Aufnahme liegt bei 10-15 mg. Während Krankheiten, sehr harten körperlichen Belastungen, in stressigen Phasen oder durch die Einnahme mancher Medikamente steigt der Zinkbedarf – aber nie auf 100 mg. Zu hohe Dosen Zink führen zu Zinkvergiftungen – da hat man dann im Zweifelsfall doch lieber eine Erkältung J Zink-Ingwer-Wasser gibt es deshalb bei mir nur, wenn wirklich eine Erkältung im Anmarsch ist. Ansonsten reicht Ingwerwasser (nach hartem Training ab und zu mit 5-10 mg Zink) völlig aus – und der Rest kann gerne getrunken werden.

Selen unterstützt das Immunsystem, indem es Killerzellen aktiviert. Eigentlich nehmen wir über die Nahrung ausreichend Selen zu uns. Allerdings enthalten  durch die zunehmende Übersäuerung der Böden sowohl pflanzliche als auch tierische Selenquellen immer weniger Selen. Dennoch schafft man eine ausreichende Selenversorgung problemlos über die Ernährung, zum Beispiel mit einer Paranuss am Tag. Auch Kokos- und alle anderen Nüsse sind selenreich, zudem beispielsweise Knoblauch und Eier.

Nochmal zur Erinnerung: Bitte übertreibt es mit den Spurenelementen nicht! Die Krux dabei ist nämlich, dass ein Zuviel von einen immer einen Mangel von anderen hinter sich herzieht. Zink zum Beispiel ist super wichtig für sehr viele Vorgänge im Körper – unter anderem für die Regulation des Kupferhaushaltes: Zink hemmt die Aufnahme von Kupfer, das heißt ein Zinküberschuss führt zu einem Kupfermangel. Stay balanced 🙂

7. Glutamin und Arginin

Glutamin ist eine Aminosäure, die für das Immunsystem zwei wichtige Funktionen hat: Zum einen unterstützt und ernährt sie die Dünndarmschleimhaut, und da ein Großteil des Immunsystems im Darm sitzt, ist eine gut genährte Dünndarmschleimhaut natürlich auch eine wichtige Säule des Immunsystems. Zudem ist Glutamin sowohl der Hauptbestandteil der Immunzellen, als auch deren Brennstoff. Im Gegensatz zu anderen Zellen verbrennen Immunzellen nämlich keinen Zucker, sondern Glutamin. Deshalb benötigt man während eines Infektes bis zu zehn Mal mehr Glutamin als unter normalen Umständen. Man kann sich das so vorstellen: Wenn man sich einen Virus einfängt, muss der Körper innerhalb kürzester Zeit Immunzellen mobilisieren, damit sich der Virus nicht weiter ausbreitet. Da Abwehrzellen aus Glutamin bestehen, muss er möglichst schnell an große Mengen dieser Aminosäure kommen– die allerdings nicht frei im Blut umherschwirren, sondern überwiegend in den Muskelzellen eingelagert sind. Zur Infektabwehr löst der Körper deshalb Glutamin aus den Muskeln. Leider sind die Muskeln oft nicht schnell genug mit der Glutaminproduktion, sodass die Fress- und Killerzellen des Immunsystems nicht mit maximaler Effektivität arbeiten können. Bei ausreichender Glutaminversorgung können Viren und Bakterien schneller abgewehrt und vernichtet werden. So schön diese Infektabwehr ist, sie bringt auch einen entscheidenden Nachteil für die Muskulatur mit: Wenn das Glutamin den Muskeln entzogen wird, werden diese abgebaut. Das merkt man häufig daran, dass man sich nach überstandenen Infekten häufig noch tage- bis wochenlang schlapp fühlt. Das liegt daran, dass der Körper sich erst wieder umstellen muss:  Während der Erkrankung wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet, dadurch den Muskeln Glutamin entzogen und zum Immunaufbau genutzt. Jetzt muss die Ausschüttung der muskelaufbauenden Hormone erst mal wieder anlaufen. Deshalb ist eine ausreichende Glutaminversorgung dreifach sinnvoll:

  • Um durch eine stabile Dünndarmschleimhaut Erreger gar nicht erst in den Blutkreislauf eindringen zu lassen
  • Um Viren schnell das Handwerk zu legen, wenn sie es doch in den Blutkreislauf geschafft haben
  • Um Muskelabbau während Krankheitsphasen zu verhindern

Da Molkeneiweiß besonders glutaminreich ist, empfehlen sich zu diesem Zweck Eiweißshakes. Die gleiche Wirkung hat eine natürliche eiweißhaltige Ernährung. Wenn es schnell gehen muss, hat die Zufuhr von flüssigem Eiweiß den Vorteil, dass die Aminosäuren in 30 Minuten im Blut zur Verfügung stehen – egal ob sie dann zum Aufbau von Muskelzellen oder Immunzellen genutzt werden. Feste Nahrung braucht hingegen mehrere Stunden, bis die Eiweißbausteine im Magen und Darm ausreichend zerlegt sind und im Blut zur Verfügung stehen. So eilig hat man es dann doch nicht? Manchmal schon! Umgekehrt ist das nämlich auch mit ein Grund, weshalb hartes Training das Immunsystem schwächt: Bei körperlicher Beanspruchung verbraucht der Muskel Glutamin, das dann dem Immunsystem fehlt. Deshalb ist es wichtig, sich nach dem Sport so schnell wie möglich mit Glutamin zu versorgen.

Arginin ist ebenfalls eine Aminosäure mit besonderer Bedeutung für die zelluläre Immunabwehr. Zum einen stimuliert es die Thymusdrüse, wodurch die Anzahl und Aktivität von Leukozyten (Abwehrzellen) erhöht wird. Zum anderen ist Arginin die wichtigste Vorstufe von Stickstoffmonoxid im menschlichen Organismus. Stickstoffmonoxid wiederum regt zum einen  die Bildung spezieller Immunzellen an, zum anderen ist es selbst  antimikrobiell und greift Viren und Bakterien an. Aufgrund seiner besonderen chemischen Eigenschaften kann Stickstoffmonoxid schnell Zellmembranen durchdringen und somit Mikroorganismen unschädlich machen. Zudem ist Arginin ähnlich wie Glutamin ein wichtiges Energiesubstrat für bestimmte Darmzellen. Bei einem Argininmangel können Bakterien leichter in den Blutkreislauf gelangen und somit die Entstehung von Infekten begünstigt werden. Für eine immunsteigernde Wirkung braucht man sechs Gramm Arginin am Tag, die beispielsweise in 120 Gramm Kürbiskernen oder 150 Gramm Haselnüssen enthalten sind. Oft wird auch die zusätzliche Einnahme von Arginin empfohlen – am besten in einem Präparat, das zudem Citrullin (ein Arginin-Verstärker) enthält. Dr. Feil schlägt vor, “AddOn Amino” im Winter regelmäßig einzunehmen: „Wer im Winter infektfrei bleibt und regelmäßig trainieren kann, legt die besten Grundlagen für den Sommer“, begründet er den Vorschlag insbesondere für Sportler.

8. Propolis

Propolis ist eine von Bienen hergestellte harzartige Masse mit antibiotischer, antiviraler und antimykotischer Wirkung. In Bienenstöcken leben sehr viele Insekten auf engem Raum bei etwa 35 Grad „Raumtemperatur“ zusammen: Ein Paradies für Bakterien und Viren! Damit weder Krankheitserreger eindringen noch sich eingeschleppte ausbreiten können, nutzen die Bienen Propolis zum Abdichten von kleinen Öffnungen sowie zur Abtötung von Bakterien, Pilzen und anderen Mikroorganismen. Hierzu wird zum Beispiel das Innere der Wabenzellen mit einem dünnen Propolisfilm überzogen. Auch Fremdkörper, die die Bienen nicht aus dem Stock entfernen können, und Unrat werden mit Propolis abgekapselt. Wir können Propolis als „Naturheilmittel-Shot“ nutzen: Dazu werden 20 Tropfen Propolis-Lösung (bekommt man beim Imker) auf einen Teelöffel Honig getropft. Wer möchte, fügt noch fünf Tropfen Rosmarin-Extrakt dazu: Rosmarin wirkt antibakteriell und antiseptisch, zudem machen die ätherischen Öle aus Rosmarin direkt die Nase frei. Diesen „Shot“ sollte man nicht generell jeden Tag anwenden, sondern „On-Top“: Damit man auf ein insgesamt starkes Immunsystem noch etwas draufsetzen kann, wenn man angehustet wurde oder mit vielen erkälteten Menschen im Bus gesessen hat.

9. Intermittend Fasting

Das ist ein hilfreicher, aber wirklich fieser Tipp 😀

Was bedeutet Intermittend Fasting? „Unterbrochenes Fasten“ bedeutet, dass man nicht den ganzen Tag über isst, sondern zwischen den Mahlzeiten „Fastenzeiten“ einhält. Einfach gesagt: Zwischen den Mahlzeiten bleibt die Klappe zu! Um zu erklären, was das mit dem Immunsystem zu tun hat, muss ich ein bisschen ausholen und erklären, was dabei im Körper passiert: Wenn der Magen leer wird, fühlen wir uns fit und voller Tatendrang. Das liegt daran, dass der Körper dann das Hormon Ghrelin ausschüttet. Ghrelin steht für „GRowth Hormone Release INducing“ (auf Deutsch „Wachstumgshormonfreisetzung einleitend“), und das ist genau die Funktion, auf die es ankommt: Ghrelin wird in der Magenschleimhaut produziert, wenn diese „frei“ hat, also nicht gerade mit Verdauung beschäftigt ist. Ghrelin regt den Appetit an (nach dem Motto „Hallo, ich bin leer, bitte Nachschub“), aber eben auch die Wachstumshormonproduktion. Und (die eigenen!!) Wachstumshormone sind für den Körper wahre Wundermittel. Unter ihrem Einfluss fährt im Körper unter anderem die Immunabwehr hoch. Auch Verletzungen heilen in einem Zustand des Fastens viel schneller, als wenn man ständig isst. Dr. Feil empfiehlt deshalb sogar, während Verletzungszuständen nur zwei Mahlzeiten am Tag zu sich zu nehmen, damit der Körper besser regenerieren kann: „Tiere essen nicht, wenn sie sich nicht wohlfühlen. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das denkt, durch besonders viel Nahrung besonders schnell gesund zu werden. Das ist Quatsch. In der Ruhe, beim „Zwischendurch-Fasten“, fährt das Immunsystem hoch!“ Zugegebenermaßen ist es etwas schwierig, die ganzen Ernährungsvorschläge in zwei Mahlzeiten am Tag unterzubringen! 😀 Ich mache es so: Ich versuche, die Zeitspanne vom Abendessen bis zum Frühstück etwas zu verlängern. Das heißt entweder früh zu Abend essen, oder spät frühstücken. Flüssige Nahrung hat keinen Einfluss auf die Ghrelin-Produktion, das heißt ein Smoothie oder Shake zwischendurch ist absolut in Ordnung, und für die Nährstoffversorgung sogar sinnvoll. Dazu lasse ich die Handvoll Nüsse oder den Apfel zwischendurch weg und esse es stattdessen vor der Mahlzeit, lege also den festen Input zusammen 😀 . Nur zwei Mal am Tag essen schaffe ich nicht, aber mit einer langen Magenleere am Tag und zwei kürzeren ist es sicherlich schon sehr viel besser, als den ganzen Tag über immer wieder Kleinigkeiten zu essen.

10. Kalte Dusche und warme Füße

Noch so ein fieser Tipp: Nach der (gerne warmen) Dusche 30 Sekunden kalt abduschen. Jep, das ist genauso fies, wie es sich anhört. Beim zweiten Mal dachte ich, es wäre schon weniger schlimm – aber das war ein Ausrutscher. Seitdem wars wieder immer so schlimm wie beim ersten Mal 😀 Wenn man sicher ist, dass 30 Sekunden vorbei sind, sind es wahrscheinlich grade mal 10. Das hat allerdings gar nichts mit der berüchtigten “Abhärtung” zu tun (für die es keine wissenschaftlichen Belege gibt), sondern hat folgenden Hintergrund: Durch den Kontakt mit dem kalten Wasser schließen sich die Hautporen. Dadurch können Viren nicht über die Haut eindringen. Das gilt auch beim Saunieren: Wer sich nach dem letzten Saunagang nicht kalt abduscht, hat durch die Wärme geöffnete Hautporen – eine willkommene Einladung für Viren. Zudem erhöht kalt Abduschen die Aktivität des Parasympaticus (Erholungsnerv), und trägt somit zur Entspannung bei (auch wenn es einem in dem Moment nicht so vorkommt). Ganz wichtig ist zudem im Winter, dass vor allem die Füße warm sind (außer natürlich in dem Moment unter der kalten Dusche). Bei kalten Füßen werden nämlich nicht nur die Füße selbst, sondern auch der ganze Körper und insbesondere die Schleimhäute schlechter durchblutet. Dadurch werden diese durchlässiger für Viren, die in der Atemluft „herumschwirren“. Wer „von unten“ mit Schuhen mit dicken Profilsohlen und warmen Socken gut ausgerüstet ist, ist daher weniger infektanfällig. Das limitiert auch die Temperatur, bis zu der man draußen trainieren kann und sollte: So lange man die Fuße warm und damit die Schleimhäute durchblutet halten kann! Wer das bei Minusgraden schafft, kann problemlos draußen Radeln oder Laufen. Ich gehöre leider zu den Menschen, bei denen es genau umgekehrt ist: Ich trage obenrum T-Shirts, wenn alle schon im dicken Wollpulli durch die Gegend laufen, aber meine Füße und Hände werden beim Radfahren sehr schnell sehr kalt – so, dass sie die Zehen danach gelb oder weiß sind und ich sie gar nicht mehr bewegen kann. Man kann sich trotzdem helfen: Ich ziehe, wenn die Temperaturen Richtung Null Grad gehen, wasserdichte Neoprensocken, Winterradschuhe und darüber noch Neopren-Überschuhe an. Heute hab ich noch etwas lustiges dazu ausprobiert: Ich wollte wissen, ob es hilft, wenn man sich di Füße mit Wärme-Creme einreibt. Um einen brauchbaren Vergleich zu haben, habe ich mir mal nur den rechten Fuß eingerieben. Das Ergebnis war wirklich beeindruckend. Ich habe nur am linken Fuß gefroren (und zwar ordentlich). Rechts war mollig warm. Und brennt auch immer noch ein bisschen 😀  Volle Empfehlung also! Nach dem Training war ich natürlich brav gleich warm duschen, hab mich kalt abgeduscht (gefühlt mindestens 30 Sekunden 😀 ), hab mit Ingwerwasser gegurgelt und eine schöne heiße Schokolade aus Schoko-Eiweiß (fürs Glutamin und Arginin), echtem Kakao, Kokosmilch und Chili getrunken. Na gut, zwei. Ganz schön lecker, das gesunde Zeug 🙂

11. Laktobakterien

70-80% unseres Immunsystems sitzt im Darm. Dass die Schleimhäute des Körpers immunologisch miteinander verbunden sind, hatten wir ja schon – das gilt natürlich auch für die Darmschleimhaut. Eine gesunde Schleimhaut im Darm steht deshalb auch für starke Schleimhäute im Hals-Nasen-Rachenraum. Sehr effektiv unterstützen kann man seine Darmschleimhaut mit Laktobakterien, die das Immunsystems von der Mitte heraus stabilisieren. Wer wenig Laktobarkerien im Darm hat, dessen Darm kann man sich wie einen löchrigen Fahrradschlauch vorstellen, durch den Bakterien und Viren in den Blutkreislauf gelangen können. Laktobakterien fördern die Undurchlässigkeit der Darmschleimhaut und der Zellen darunter und verhindern so das Eindringen der Viren und Bakterien. Das funktioniert folgendermaßen: Laktobaktieren produzieren Milchsäure, und diese sorgt dafür, dass das Milieu im Dick- und Dünndarm sauer bleibt. In saurem Milieu können sich Bakterien nur sehr schwer vermehren. In einem Versuch (bei dem ich sehr froh bin, dass ich keine Testperson war) wurden zwei Versuchsgruppen geschwächte Salmonellen verabreicht. Eine Gruppe bekam dazu Laktobakterien verabreicht, die andere Gruppe nicht. Das Ergebnis bestätigte den Verdacht: Das Milieu entscheidet! Die Gruppe mit Laktobaktieren blieb beschwerdefrei, während die meisten der Teilnehmer der anderen Gruppe Durchfall bekamen. Warum aber nur die meisten? Normalerweise befinden sich in einem gesunden Darm ausreichend Laktobakterien. Die Anzahl reduziert sich aber zum Beispiel unter dem Einfluss von Stress dramatisch – egal ob das Stress auf der Arbeit, zwischenmenschlicher Stress oder immunologischer Stress durch Kontakt mit Erregern ist. Denn Stress lässt Entzündungen im Darm entstehen! Deshalb sollte man besonders im Winter darauf achten, dass man den Stress kanalisieren und abends abschalten kann. Einige der Versuchspersonen hatten offensichtlich selbst genug Laktobakterien und konnten die (abgeschwächten!) Salmonellen selbst unschädlich machen. Zu sich nehmen kann man Laktobakterien in Form von Sauermilchprodukten wie Kefir, milchsaurem Gemüse oder kalt gesäuertem Sauerkraut. Allerdings darf man das Sauerkraut nicht in der Dose kaufen, da durch die Erhitzung während der Herstellung keine Laktobakterien mehr enthalten sind, sondern roh im Bioladen und dann im Salat kalt oder roh verzehren. Wer Sauerkraut (wie ich) unglaublich ekelhaft findet, könnte probiotische Joghurts zu sich nehmen. Mit etwa 50 Bechern am Tag könnte man seinen Tagesbedarf an Laktobakterien decken 😀 Deshalb empfielt es sich, auf Laktobakterien in Kapseln zurückgreifen. Diese sollte man allerdings nicht rund ums Jahr, sondern gezielt als Kur im Herbst einsetzen, um die innere Mitte immunfit und winterfest zu machen. Außerdem empfiehlt sich eine Kur, wenn das Umfeld krank ist oder nachdem man selbst krank war (und ganz besonders, nachdem man Antibiotika nehmen musste und damit neben den schädlichen auch alle guten Bakterien im Körper zerstört hat). Vier Wochen reichen jeweils aus, um die Darmschleimhaut stark und widerstandsfähig zu machen.

12. Grüner Tee

Die in grünem Tee enthaltenen Catechine können bereits eingedrungene Viren im Körper bekämpfen. Allerdings ist dabei wichtig, dass man den Grüntee nicht mit kochendem Wasser zubereitet, da ein Teil der Wirkstoffe bei Hitze abgebaut werden.  70 Grad wäre die perfekte Zubereitungstemperatur.  Der Tee sollte acht bis 10 Minuten ziehen, da nur dann ausreichend Catechine freigesetzt werden – nach fünf Minuten Ziehzeit sind gerade einmal 20% der Catechine freigesetzt. Die Wirkung von grünem Tee kann man verdoppeln (und den Tee noch leckerer machen), wen man ein paar Tropfen Limetten- oder Zitronensaft hinzugibt – am besten erst dann, wenn der Tee bereits Trinktemperatur hat.

Bonus: Wissen, was man tut! – Selbstheilungskräfte aktivieren

Jetzt hab ich schon zwölf Punkte aufgezählt und bin immer noch nicht fertig? Im Gegenteil, jetzt kommt der wichtigste Teil! Das ist ganz schön viel Text geworden, und es tut mir auch ein bisschen leid, dass ihr euch durch so viel durchwühlen musstet. Natürlich hätte ich auch einfach aufzählen können, mit welchen Mitteln man das Immunsystem stärken kann: Entspannung, Ingwer, Kokos, … – und mir (und euch :-D) die Hintergründe und Erklärungen  sparen können. Ich bin allerdings überzeugt, dass es einen enormen (!) Mehrwert bringt, wenn man die Strategien bewusst anwendet – und weiß, was sie bewirken. Wenn ich nach dem Training mit meinem Ingwer-Wasser gurgele, stelle ich mir dabei vor, wie die ätherischen Öle und Vitamine des Ingwers ihre antiviralen Eigenschaften direkt im Mundraum ausspielen und Krankheitserreger unschädlich machen, und gleichzeitig die Schleimhäute benetzen und damit widerstandsfähig machen. Dabei merke ich, wie es in meinem Mund-und Rachenraum warm wird und „arbeitet“. Ich bin überzeugt, dass das nicht nur am (zugegebenermaßen warmen) Ingwerwasser an sich liegt, sondern auch daran, dass ich durch die Gedanken meine Selbstheilungskräfte aktiviere und dadurch die Durchblutung fördere. Dann denke ich daran, dass gurgeln den Entspannungsnerv (Parasympaticus) aktiviert, und komme dadurch nach dem Training „runter“ – durch das Gurgeln an sich und zusätzlich durch den Gedanken daran, dass ich beim Gurgeln entspanne.  Dann denke ich daran, dass das Glutathion im Ingwer die Funktion meiner weißen Blutkörperchen aktiviert und somit auch präventiv gegen Erkältungen wirkt. Und schon bin ich super entspannt und resistent gegen alle eingefangenen oder noch kommenden Viren – durch den Ingwer, und durch die Kraft meiner Gedanken!

Anderes Beispiel: Wenn ich meine Vitamin-D-Tropfen einnehme, stelle ich mir dabei vor, wie das Vitamin D zu den T-Zellen „schwimmt“, die es durch die Antennen anfordern, und wie es die T-Zellen aktiviert. Ich mache mir bewusst, dass die T-Zellen sich daraufhin verhundertfachen und alle zusammen jeden eventuell in meinem Körper befindlichen Krankheitserreger bekämpfen. Das klingt verrückt? Stimmt, finde ich auch. Aber ich weiß auch, dass die Macht der Gedanken unbeschreiblich groß ist. Deshalb funktionieren Placebos so gut – alleine schon zu glauben, dass einen etwas heilt, reicht oft schon aus. Wenn man fest davon überzeugt ist, aktiviert der Körper nämlich alle verfügbaren Selbstheilungskräfte – und die sind manchmal wirksamer als jede Medizin. Das heißt nicht, dass ich euch hier Placebos aufgebunden habe – das sind wirklich wirksame Strategien, versprochen! Aber die Kraft der Gedanken zusätzlich zu nutzen, kann nie schaden!

Natürlich muss keiner all das anwenden, um sein Immunsystem zu stärken. Deshalb hat mein “Modell” ja zwölf Fliegenklatschen. Sucht euch einfach die aus, die am besten zu euch passen – es muss ja auch “lebbar sein”, und man sollte es gut ins Leben integrieren können. Das wichtigste ist, dass ihr euch damit wohl fühlt und das Gefühl habt, euch etwas gutes zu tun. Wofür man sich quälen muss, macht man die lange, und wenn man ein schlechtes Gefühl bei etwas hat, macht es einem sicher nicht gesund. Ich würde zum Beispiel von Sauerkraut bestimmt nicht profitieren, und wenn noch so viele gesunde Laktobakterien drin sind.  Die heiße Schokolade hingegen wirkt bei mir wahre Wunder 🙂

Viel Spaß beim Ausprobieren. Bleibt gesund 🙂

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