Fokus auf das Positive

Wenn ich mich nicht verzählt habe, ist das mein 25. Blogeintrag. Ein guter Zeitpunkt für ein kleines Zwischenresumee:

Schon lustig, wie einen so eine Kleinigkeit wie ab und zu seine Gedanken aufschreiben den Alltag beeinflussen und verändern kann.

Eine kleine, aber lustige Veränderung in meinem Leben: Ich habe einen „neuen  Gedanken“. Wenn mir etwas durch den Kopf geht, ich etwas erlebe, sehe, höre oder lese, denke  ich oft: „Darüber schreibe ich!“ Allein durch diesen Gedanken nehme ich die Welt um mich herum bewusster und aktiver wahr.

Dann freue ich mich darauf, nach Hause zu kommen und Zeit zu haben. Zeit zu haben, um den Laptop aufzuklappen und mich mit Tee und Schokolade (natürlich die dunkle, vegane) bewaffnet ans Schreiben zu machen. Auch das ist eine große Veränderung: Von „ich komme nach Hause und weiß außer schlafen nicht so recht, was ich mit mir anfangen soll“ zu „ich komme nach Hause und habe Zeit zu schreiben“.

Das hat einen noch einen anderen positiven Nebeneffekt: Ich denke ich mehr „eigentlich würde ich jetzt ja gerne Sport machen, kann aber nicht“, sondern „jetzt schreibe ich“. Und bin damit voll und ganz zufrieden.

In den letzten Wochen habe ich den gedanklichen Schritt weg vom Sport geschafft. Bis dahin habe ich ständig an das Gedacht, was ich gerade nicht mehr tun kann. Habe Laufen, Radfahren und Schwimmen vermisst, das Gefühl mich auszupowern, mein Ventil, meinen Ausgleich. Rückblickend muss ich sagen, dass es verdammt lange gedauert hat, bis mir klar wurde, dass ich durch das Vermissen meines Ausgleiches noch viel unausgeglichener wurde.

Natürlich würde ich sehr, sehr glücklich sein, wenn ich irgendwann wieder fit sein sollte. Ich würde es auf einer ganz anderen Ebene wertschätzen und genießen, dankbarer dafür sein. Aber wenn es nicht so sein sollte, ist das eben so. Mir bleibt auch ohne Sport ein tolles Leben mit unbeschreiblich vielem, wofür ich dankbar bin. Halt ein etwas anderes Leben.

Seitdem ich nicht mehr „wenn ich erst mal wieder fit bin“ denke, bin ich viel entspannter. Ständig habe ich mir überlegt, was ich tun könnte, um wieder fit zu werden. Habe Plan um Plan geschrieben, mir „Reha-Maßnahmen“, Übungen und Ernährungsstrategien überlegt. Anfangs wollte ich mich wöchentlich steigern – und bin dabei kläglich gescheitert. Dann dachte ich „ok, du musst dir mehr Zeit geben“, und dachte in Monaten. Wäre auch mit kleinen Verbesserungen zufrieden gewesen. Aber selbst die blieben aus. Stattdessen wurde es immer schlimmer, und ich kam immer weiter weg  von meinem Ziel, die körperliche Leistungsfähigkeit wiederherzustellen.

Natürlich war es auch körperlich nicht schön, nie über die erste Stufe („schmerzfrei im geschonten Alltag, mit möglichst wenig Schritten am Tag) hinauszukommen. Aber der Körper gewöhnte sich daran, das ging mit der Zeit. Viel schlimmer war es für den Kopf. Zu planen, sich exakt an die Vorgaben zu halten – und doch immer und immer weiter abzubauen.

In den letzten zwei Jahren lebte ich permanent in der Vergangenheit (was ich mal konnte/wie ich mal war) und in der Zukunft (was ich wieder können will/wie ich wieder sein will). Das war anstrengend und zermürbend, weil ich dadurch mit dem Ist-Zustand immer sehr unzufrieden war – schließlich wich er meilenweit von meinem gewünschten Soll ab.

Jetzt bin ich im „Hier und Jetzt“ angekommen, nehme mich an, wie ich im Moment gerade bin, ohne das Gefühl zu haben, unvollständig zu sein. Ich unterhalte mich mit lieben Menschen, schreibe, lese, höre Hörbücher – bilde mich weiter, informiere mich, oder lasse mich unterhalten. Ich konzentriere mich nicht mehr auf Fachliches aus dem Bereich der Trainings-, Bewegungs- und Ernährungswissenschaften, sondern auf Psychologie, Philosophie und Sprachen. Damit liegt mein Fokus auf Dingen, an denen ich aktuell arbeiten kann, die ich in jedem Moment beeinflussen kann – und nicht mehr auf Dingen, die ich in die Zukunft schiebe.

Gestern habe ich in einem Hörbuch gehört: „Wer nicht weiß, was er hat, beklagt sich über das, was ihm fehlt.“

Der Satz geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. So simpel und profan das klingt, ich finde, es bringt es auf den Punkt. Statt sich auf das zu konzentrieren, was man gerade nicht kann und hat, ist es viel Produktiver sich auf das zu konzentrieren, was man kann und hat. Zudem tausend Mal besser für die Laune und Gesundheit.

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