Eigentlich würde ich mir wünschen, dass es keine Foren für Leute wie mich gibt. Dass sich niemand über solche Symptome austauschen muss, weil niemand darunter leidet.
Da es in diesem Fall leider bei Wunschdenken bleibt, bin ich aber froh, dass es Möglichkeiten zum Austausch gibt.
Weil Geschichten mit gutem Ende Hoffnung geben, Berichte von Kämpfern Mut machen, und man voneinander lernen kann, was gut tut, und was weniger.
Was mir besonders Mut macht, ist das gerade von Sportlern einige Fälle durch die Medien gehen. Vielleicht schärft das die Aufmerksamkeit für solche Fälle, macht sie „glaubwürdiger“.
Vor zwei Wochen schaute ich mit meiner Mama und meinem Bruder Biathlon. Der Reporter erzählte von Tarjej Boe: Vor der Saison war der 28 Jahre alte Olympiasieger lange krank, litt unter einem unspezifischen Erschöpfungssyndrom. Beim Rennen Anfang Februar war davon nichts mehr zu sehen.
Heute schrieben mir viele liebe Menschen, ob ich schon von Mario Götzes aktuellem Gesundheitsproblem gelesen hätte. Hatte ich bis dahin nicht – beim Nachlesen erfuhr ich, dass er unter einer seltenen Stoffwechselerkrankung leidet. Der interviewte Arzt betonte, dass solche Erkrankungen sehr schwer zu diagnostizieren seien. Seiner Meinung nach könnten nur Ärzte, die selbst damit schon in Berührung kamen, solche Erkrankungen erkennen.
Leider erfährt man (bislang) von nicht seine genaue Diagnose und Therapieverfahren. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es bei einem aktuellen Leistungssportler nahezu unmöglich ist, Informationen darüber zu bekommen.
Allerdings kam ich im Zusammenhang damit auch auf den Fall von Kathrin Hölzl, der ehemaligen Skifahrerin aus Bischofswiesen. Und hier sehe ich wirklich erstaunliche Parallelen:
Seit Sommer 2010 konnte sie kein Krafttraining mehr absolvieren. Muskelkrämpfe und Muskelschmerzen verhinderten muskuläre Anstrengung. Erstaunlicherweise konnte sie Skifahren, hatte dabei überhaupt keine Probleme. „Gott sei Dank, ich fühle mich fit“ sagte sie nach dem Skitraining – ein ähnliches Phänomen beobachtete ich: Die ersten 1,5 Jahre seit Auftreten meiner Krämpfe und Muskelschmerzen beim Laufen und Gehen konnte ich nicht nur schmerzfrei, sondern auch richtig gut Rad fahren.
Also verlagerte sie den Schwerpunkt aufs Ausdauertraining – und wollte im Februar 2011 ihren WM-Titel in Garmisch-Partenkirchen verteidigen – so wie auch ich weiter trainierte.
Die WM musste sie jedoch wegen Rückenschmerzen nach dem ersten Lauf beenden, danach ging es nur noch bergab. Aufgrund langanhaltender Muskelschmerzen befürchtete sie sogar, im Rollstuhl zu landen. Ans Skifahren dachte sie zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr: „Es ging nur noch darum, ein normales Leben zu führen“, sagte sie im Nachhinein. „Da war nicht einmal mehr ein Treppensteigen möglich.“
Die damals 26-jährige suchte Hilfe bei diversen Spezialisten, besuchte an die 60 Ärzte, um die mysteriöse Krankheit in den Griff zu bekommen. Ideen hatten viele – sie bekam hunderte Spritzen, unterzog sich Operationen an Rücken und Zähnen – nichts davon half.
„Ich habe am ganzen Körper Schmerzen, liege nur noch. Ich weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll. Keiner weiß, woher es kommt und was es ist – und was man dagegen machen kann“, erzählte die Bischofswiesenerin – und es könnten auch meine Worte sein.
Zum Glück kommt jetzt das gute Ende ihrer Geschichte: Eine Komplementärmedizinerin erkannte, dass es sich um eine Stoffwechselstörung und einen genetischen Defekt handelte, und therapierte sie erfolgreich: Infusionen, eine Ernährungsumstellung und sechs Monate ohne Sport.
“Ich war schon froh, als es eine Diagnose gab, mit der ich mich identifizieren konnte”, sagt Hölzl, und weiter: „Heute kann ich ganz ruhig darüber berichten. Das war während dieser Zeit anders. Ich war oft am Ende. Irgendwann bekommt man Panik, wenn man morgens aufsteht und es immer etwas anderes ist, das einem wehtut.”
Ich freue mich sehr für Kathrin Hölzl, dass ihre Geschichte gut ausgegangen ist – und glaube fest daran, dass mein Weg die gleiche Wendung nimmt. Über ihre Skischule habe ich versucht sie zu kontaktieren – und hoffe sehr, dass sie bereit ist, mir ein paar Infos und Tipps zu geben.
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