VOTEC Gravel Fondo

Am vergangenen Wochenende waren wir beim VOTEC Gravel Fondo in Baiersbronn – ein würdiger Einstieg in meine sportliche Erlebnisbloggerei, finde ich 🙂

Das Konzept von„Gravel Fondo“ ist genial: Radsportbegeisterte treffen sich für ein Wochenende in einer schönen Gegend, fahren gemeinsam abwechslungsreiche Strecken, machen unterwegs Pausen mit leckerer Verpflegung und verbringen den Abend zum gemütlichen Barbecue auf einer Hütte. Die haben uns quasi ein Wochenende ganz nach unseren Vorstellungen geplant, und wir müssen nur mitmachen und uns um nichts kümmern. Vielen lieben Dank!!! 🙂

„Die“ ist das Organisationsteam um Stephan Geis, dem Votec -Brandmanager (Votec ist eine Fahrradmarke 😉 und wo wir schon mal dabei sind: Gravelbikes sind übrigens übersetzt „Schotterräder“, die für den Einsatz auf allen Strecken konzipiert sind. Egal ob Straße, Waldweg, oder auch mal auf Trails – mit einem Gravelbike kommt man (fast) überall schnell und komfortabel zurecht. Und genau für diese Ansprüche werden die Strecken bei Gravelevents ausgewählt)

 

Aber von vorne:

Wir haben das Event erst vor drei Wochen entdeckt, aber gleich für gut befunden waren uns sicher, dass wir mitfahren wollen. Auch wenn das bestimmt nicht mein Verdienst war, haben wir es sogar geschafft, uns innerhalb der Anmeldefrist anzumelden – natürlich kurz vor knapp, aber immerhin!

Was uns fehlte, waren Navigationsgeräte: Beim Gravelfondo sind die Strecken nicht ausgeschildert, sondern die Teilnehmer laden sich die Streckendaten auf ihre GPS-Geräte und navigieren selbst. Mal davon abgesehen, dass ich bezweifle, dass ich jemals irgendwo ankomme, wenn ich selbst navigiere 😀 , besitze ich kein solches Gerät. Glücklicherweise fanden wir auf der Homepage ein super Angebot für solche Fälle: Wer kein passendes Gerät hat, sollte sich melden, und könnte für das Wochenende vom neuen Sponsor „Wahoo“ leihweise einen „Wahoo Elemnt“ ausleihen.

Als Mitte der Woche die Nachricht kam, dass zwei Navigationsgeräte für uns reserviert sind, stand unserer Teilnahme nichts mehr im Weg. Vorsichtig warf ich einen Blick in die Wettervorhersage – und schloss das Fenster gleich wieder. Gut, das hätten wir auch tun können, bevor wir uns angemeldet haben 😀 Das ganze Wochenende über war Dauerregen gemeldet. Was solls, fliegender Matsch macht den Spirit des „Gravelns“ ja auch ein bisschen aus 🙂 .

Dem Event zu Liebe meldete ich mich dann am Freitagabend natürlich auch bei Strava an. Strava ist eine Plattform, auf der man seine sportlichen Aktivitäten hochladen und sich in sogenannten „Segmenten“ miteinander vergleichen kann. Normalerweise sagen mir meine Freunde beim Radeln, dass ich zu langsam bin, dafür brauche ich keine Plattform 😀

 

Für den Gravel Fondo war Strava zum einen sinnvoll, um die Strecke auf den Wahoo Elemnt zu laden, und zum anderen, um bei der Jagd auf die Segmente teilnehmen zu können. Auf der Strecke gab es zwar keinen festen Startzeitpunkt und auch keine Zeitnahme, auf fünf bzw. drei kurzen Abschnitten wurden allerdings an den beiden Tagen über die App die Zeiten genommen – natürlich nur von den Fahrern, die bei Strava angemeldet sind. Ich hielt es für eine gute Idee, bei der Segmentjagd mitzumachen: Die meiste Zeit gemütlich zusammen radeln, auf einigen Abschnitten kurz Gas geben und sich danach am Kuchenstand wieder treffen, klingt doch nach einer sehr guten Idee, oder? 🙂

Andy, der Gründer von Opencycles, stellte mir für das Wochenende sogar ein waschechtes Gravelbike zur Verfügung: Ein wunderschönes (blaues!!! <3 ) New U.P., dass wir mit Easton-Laufrädern und Komponenten noch ein bisschen pimpen durften. Das geniale an den Rahmen von Open ist, dass man sie mit verschiedenen Laufrädern fahren kann: 27,5 Zoll Mountainbike-Reifen, wenn man überwiegend im Wald und auf Singletrails unterweg ist, und 28 Zoll Crossreifen, wenn mehr auf der Straße und befestigten Waldwegen fahren möchte. Man hat also wirklich „ein Rad für alle Fälle“ mit zwei verschiedenen Fahrwerken! Cooles Konzept!!

Vor dem Wochenende hatte ich nur einmal kurz auf dem Bike gesessen – mit den Mountainbikereifen im Wald – und dabei einen Heidenspaß gehabt. Das ist schon eine feine Sache, mit einem schnellen, wendigen Rad trotzdem komfortabel und ohne klappernde Zähne über die Trails zu heizen. Auf dem Crossreifen-Setting saß ich am Samstagmorgen zum ersten Mal – mit dem Gedanken im Hinterkopf, ob das wohl so klug ist? Auch wenn es kein Wettkampf ist, kann ein Tag schon lang werden, wenn einem das Rad „nicht passt“ und der Rücken oder Nacken nicht mitmachen.

Aber „nicht klug“ war an meiner Planung noch so einiges anderes, deshalb vergaß ich diesen Gedanken schnell wieder. Immerhin hatte ich daran gedacht, ein zweites Paar Radschuhe einzupacken – schließlich würde das Paar des ersten Tages bestimmt nicht über Nacht trocknen. Als am Samstagmorgen langsam aber sicher die Fahrer eintrafen, stellte ich mir allerdings die Frage, warum ich keine Überschuhe eingepackt hatte. Es wäre ja auch schön, nicht nur am nächsten Morgen, sondern auch während der Fahrt trockene Füße zu haben. Auch an eine Regenhose für einen trockenen Hintern hatte ich nicht gedacht. Aber egal, immerhin hatte ich eine Regenjacke, und vor allem das schönste Rad im Feld 🙂

Wir starteten nicht alle gleichzeitig, sondern in kleinen Gruppen. Obwohl es schon ziemlich heftig regnete, war die Stimmung unter den Fahrern entspannt. Kein Hufe Scharren vorm Startschuss, sondern fröhliches Plaudern. Trotzdem beschlossen wir, lieber beim Fahren als beim Warten nass zu werden, und radelten mit der zweiten Gruppe los. Nass waren wir ja schon, daher brauchten wir uns nicht mehr die Mühe machen, den Pfützen auszuweichen. Schon nach wenigen hundert Metern kam der erste sehr knackige Anstieg, der deutlich machte, dass wir das Gruppenmotto „ganz entspannt losradeln“ nicht lange halten konnten. Hui 😀 . Unsere Gruppe zerfledderte sich ein bisschen, dafür fuhren wir auf die Fahrer vor uns auf und wurden von anderen eingeholt. Nach einigen Kilometern sah man schon von weitem am Wegrand ein kleines Schild. Lesen, was darauf stand, musste ich gar nicht, weil plötzlich alle um mich herum das Tempo anzogen: Da war es also, das erste Segment!!! Es machte Spaß, sich vom Tempo der anderen anstecken zu lassen und gleichzeitig die anderen mitzuziehen. Alleine hätte ich mich dazu kaum motiviert, aber wir waren zu viert, wechselten uns mit der Führungsarbeit ab, und keiner wollte abreißen lassen.

Kurz nach dem Ende des Segments erwartete uns eine Verpflegungsstation, wo wir atemlos, aber von einem Ohr bis zum anderen grinsend stehen blieben. Genau nach meinem Geschmack! An den Verpflegungsstationen gab es superleckeren Kuchen und ein Kaffeemobil („BIOSK MOBIL), aus dem es so leckeren Kaffee gab, dass sogar nicht widerstehen konnte – obwohl ich eigentlich gar keinen Kaffee trinke. Sogar die Becher waren „gebrandet“, Gravelfondo durch und durch!

 

Gleiches traf auf die Streckenwahl um und über den Feldberg zu: Straße, Wald, Schotter, Trails – alles, was dazu gehört! Vom Feldberg hatten wir zwar keine weite Aussicht, in Nebel gehüllt ah er aber trotzdem toll aus – auch wenn wir uns von der Verpflegungsstation dort oben aufgrund des Windes und der kühlen Temperaturen recht zügig wieder verabschiedeten.

Die flexible Gruppendynamik finde ich ein wirklich geniales Konzept: Man fährt in einer kleinen Gurppen los, und bleibt dann entweder in dieser Gruppe zusammen, oder man findet unterwegs immer wieder neue Gleichgesinnte, da logischerweise alle auf der gleichen Strecke unterwegs sind. Nach dem Motto „zusammen fährt man weniger allein“ warteten einige sogar am Ende der Berge, und sammelten ihre Kleingruppe wieder ein (DANKE dafür!! 😀 ).

Außerdem war ich von „meinem“ Rad mehr als begeistert!! Die etwas aufrechtere und längere Sitzposition als bei meinem Crossrad machte das Fahren spürbar komfortabler, und die 40er Gravelreifen (Schwalbe G-One) rollten auf der Straße sehr gut und waren dennoch sowohl auf nassen Straßen als auch im Wald und auf Schotter super griffig. Das ist wirklich eine sehr gelungene Mischung aus Rennrad, Crossbike und Mountainbike, mit dem man richtig viel Spaß haben kann 🙂

Sehr überrascht war ich davon, wie gut ich mit der Navigation zurecht kam. Natürlich fuhr ich ab und zu mal ein paar Meter in den falschen Weg rein (der einmal richtig (!!) steil bergab ging, wodurch der Rückweg schon hart war), aber die Benutzung ist wirklich intuitiv und funktioniert auch in Gegenden, in denen man noch nie war – und das sogar bei mir, das würde ich als den ultimativen Härtetest anerkennen! 😀 Unterwegs habe ich natürlich auch gleich darüber nachgedacht, was so etwas wohl kostet – und ob ich mir eins anschaffen möchte.

Unterm Strich waren die Etappen vor lauter netten Gesprächen, schönen Ausblicken (es hatte sich auch recht schnell ausgeregnet) und leckerem Essen viel zu schnell vorbei. Den Samstagabend verbrachten wir auf einer chicen „Berghütte“ mit leckerem Essen, den Sonntagnachmittag konnten wir im T-Shirt in Baiersbronn das Event ausklingen lassen. Und dabei gab es dann für mich noch ein Highlight: Jeden Tag wurde ein Strava-Segment ausgewählt, dessen Sieger Preise von den Sponsoren bekamen. Vorweg muss ich noch nehmen, dass ich richtig gute Beine hatte, und die beiden Tage bei mir auf dem Rad supergut liefen – kein Wunder, bei den Bedingungen 🙂 . Unterm Strich hatte ich tatsächlich alle acht Strava-Segmente des Events gewonnen – und noch drei weitere, die nicht zum Gravel Fondo Club gehörten, die wir nur zufällig unterwegs auch passierten. (An dieser Stelle muss ich natürlich zugeben, dass das schon motivierend ist und Spaß macht.. *Hilfe, hat mich etwa der Strava-Virus erfasst?? * 😀 ) Da ich alle Segmente gewonnen hatte, musste ich nicht fiebern, welches Segment gezogen wurde – und konnte mich ganz entspannt über einen genialen Gewinn freuen: und schon hatte ich mein Navigationsgerät :-).

Sehr schön finde ich auch, dass wir nicht die einzigen sind, die nicht bis nächsten September auf den nächsten Gravel Fondo warten möchten. Wenn es gut läuft, könnte es spontan im Oktober noch eine Eintages-Variante, den Gravel Fondo Ride, im Spessart geben. Eine mögliche Strecke existiert schon – wer dabei sein und Informationen erhalten möchte, meldet sich am besten beim Gravel Fondo Club auf Strava an. Ich weiß schon drei, die definitiv dabei sein wollen 🙂

 

Danke für die Bilder an David Schultheiß (DS-Visuals), Falk Wenzel und Martin Tietz 🙂

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