Hui. Heute ist kein guter Tag.
Klar, das hat man immer mal – aber wenn das „Plateau“ schon auf einer niedrigen Stufe ist, hauen schlechte Tage doppelt und dreifach rein. Das sind so Tage, an denen ich mich beim Einkaufen auf den Einkaufswagen hängen und am liebsten ein kurzes Schläfchen einlegen würde. An denen ich mir überlege, ob ich den Wagen nicht einfach stehen lasse, damit ich schneller auf die Couch komme. Natürlich tue ich das nicht – aber allein, dass ich darüber nachdenke, finde ich bedenklich.
Am Anfang haben die körperlich ganz schlechten Tage sich auch meistens in meiner Laune wiedergespiegelt. Wenn ich an dem Tag eigentlich zum Training (oder auch nur zum Kaffee trinken) verabredet war, und nicht wusste, was mich mehr unzufrieden macht: Mich hinschleppen, dabei schlecht fühlen, hinterher noch platter sein, davon noch schlechtere Laune kriegen – aber es wenigstens gemacht haben. Oder wieder absagen und einfach schlafen, dann aber noch unzufriedener mit mir selbst sein. Meistens entschied ich mich für letzteres.
Mittlerweile habe ich eine dritte Strategie entwickelt: Ich nehme den Tag, wie er ist. Natürlich freue ich mich darüber, wenn es ein guter Tag ist und ich ein bisschen was machen kann. Genauso akzeptiere ich, wenn es ein schlechter Tag ist. Schlechter Tag ist auch übertrieben – eigentlich war es sogar ein sehr schöner Tag auf der Arbeit, mit vielen tollen Patienten. Nur eben auch mit verdammt schweren Beinen, die nicht bereit waren, sich mehrere Schritte am Stück zu bewegen.
Auf dem Heimweg hat dann auch noch der Akku meines E-Bikes schlapp gemacht, und ich musste die letzten drei Kilometer mit guten hundert Höhenmetern ohne Unterstützung strampeln. Worüber ich eigentlich nur müde lächeln würde, aber im Moment, und insbesondere heute war es eine echte Herausforderung.
Und während ich im kleinsten Gang langsam den Berg hocheierte, freute ich mich, dass ich mich nicht ärgerte, und keine schlechte Laune bekam. Weder, weil meine Beine heute so gar nichts hergaben, noch, weil ich Trottel vergessen hatte den Akku zu laden. Es nieselte ein bisschen, zwischen den Bäumen dampfte es, ich dampfte auch – und war zufrieden damit, dass es langsam aber sicher vorwärts ging. Tritt für Tritt.
Zu Hause habe ich es mir zuerst in der Badewanne, dann mit einem Buch auf der Couch bequem gemacht. Später gibt’s was Leckeres zu essen. Ich habe zwar eine Weile gebraucht, aber mittlerweile kann ich es annehmen, wenn mein Körper halblang machen will. Ich kämpfe nicht mehr dagegen an, sondern genieße es. Das spart sowohl meinem Körper als auch meinem Kopf viel Energie. Und kombiniert die Vorteile der beiden ersten Varianten: Ich ruhe mich aus, und fühle mich gut dabei.
Irgendwo hab ich mal gelesen: Ich mache keinen Schritt zurück, ich nehme nur Anlauf. Das ist ein schöner Gedanke. Es ist nicht gut so, wie es ist, aber es wird auch so nicht bleiben. Und deshalb ist es für den Moment okay. Und irgendwann, bestimmt bald, geht es wieder steil bergauf. Oder in kleinen Schritten stetig voran. Das wäre auch schon ok.
“Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung” ist doch so ein schön (dämlicher) Spruch. Mit dir selbst unzufrieden sein, hilft ja nichts. Das führt die Spirale nur weiter nach unten.
Es ist zumindest gut zu hören, dass du auch aus solchen Tagen inzwischen das Beste machst, auch wenn Badewanne und Couch eigentlich nicht deinem gewünschten Aktivitätsgrad entsprechen 😉
Das stimmt.
Ich sehe es als maximale Superkompensation, quasi Gigakompensation.
Wenn ich damit erst mal fertig bin… 🙂
Wenn mein Modell sogar funktioniert hat, um dich vom Zugspitz-Triple zu überzeugen, wird es das auch in dem Fall.