Kopfsache

Statt einem Blogeintrag könnte ich auch locker ein Buch darüber schreiben, was die letzten zwei Jahre in meinem Kopf angerichtet haben. Da ich weder mich so ausführlich damit beschäftigen will, noch diese konfusen Gedanken anderen zumuten möchte, belasse ich es bei einem Eintrag hier.

Anfangs war ich überzeugt, dass bald wieder alles gut ist. Dass irgendwas in meinem Körper kaputtgegangen ist, dass ausheilen muss, und danach wieder in Ordnung ist. Dass es weiter geht wie bevor das alles angefangen hat, und ich wieder mein normales Leben weiterführen kann.

Das passierte nicht. Zwar gab es anfangs Vermutungen, welche Verletzungen/ Veränderungen im Körper ich ausheilen lassen müsste. Aber auch als die sich wieder normalisiert hatten war ich nicht wieder die Alte. Im Gegenteil, ich entfernte mich immer mehr von meinem „alten Ich“, die Symptome wurden immer schlimmer, obwohl im Blut, MRT, Biopsie,  … nichts mehr zu sehen war.

Zwischendurch standen schlimme Verdachtsdiagnosen im Raum. Es war nicht leicht, aber ich akzeptierte, dass ich aufgrund der Krankheit wohl mein Leben umstellen muss. Auch wenn ich natürlich einerseits keine schlimme Verdachtsdiagnose bestätigt haben wollte, wollte ich doch andererseits endlich wissen was los ist. Und was ich dagegen tun kann. Ich war trotzdem top motiviert, das Beste daraus zu machen – egal woraus.

Aber keine der Vermutungen bestätigte sich. Eine Untersuchung nach der anderen blieb „ohne Befund“. Bis heute. Das ist das zermürbendste. So schön es ist, immer wieder zu hören, dass ich körperlich in einem sehr guten Zustand bin – es macht mich wahnsinnig!!! Ich bin in einem katastrophalen Zustand. Ich habe schlimme Hüftschmerzen, wenn ich wenige hundert Meter gegangen bin. Ich habe jeden Tag Muskelschmerzen wie nach einem Ultramarathon. Zu jeder Bewegung muss ich mich aufraffen, alles fällt mir schwer.

Die Leute sehen mich und denken, ich sei sportlich, fit und aktiv. Das war einmal. Und ich war wohl so aktiv, dass ich auch nach Monaten noch so aussehe. Aber ich bin nicht mehr fit und aktiv. Außer im Sofakissen-Plattliegen. Von Tag zu Tag geht mir meine körperliche Leichtigkeit und Lebendigkeit mehr verloren, fühle ich mich mehr wie eine kraftlose Hülle.

Es war unvorstellbar schwer für mich, zu akzeptieren, dass es mir seit zwei Jahren ohne Diagnose und ohne Therapie immer schlechter geht. Aber da mir nichts anderes übrig bleibt, habe ich daran gearbeitet. Hart. Immer und immer wieder. Und es irgendwann annehmen können.

Das heißt nicht, dass ich aufgebe. Natürlich bleibe ich dran – im Rahmen, in dem das in meinen Möglichkeiten steht. Und natürlich glaube ich weiterhin daran, dass es irgendwann eine Lösung geben wird. Aber es heißt, dass ich es für den Moment so akzeptiere, wie es ist. Weil mir nichts anderes übrig bleibt, und mir alles andere nur noch mehr den Stecker zieht.

Was ich noch nicht gut kann, ist das im Gespräch so rüber bringen, dass ich kein „du darfst dich nicht aufgeben! Du musst weiter kämpfen!“ provoziere.

Mit auf mich bezogenen Aktionismus kann ich nämlich nicht so gut umgehen.

„Das kann doch nicht sein! Die müssen doch was finden! Du musst dranbleiben“ – ich weiß, dass das lieb gemeint ist. Dass das Leute sagen, die wollen, dass es mir wieder besser geht, und die sich Gedanken machen. Und das ich das umgekehrt genauso sagen würde.

Trotzdem fühle ich mich davon in die Ecke gedrängt, habe das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. „Die müssen doch was tun können, damit es dir besser geht! Noch eine Untersuchung machen! Oder einen Therapieversuch! Das kann doch nicht die Lösung sein?!“ Tja. Was soll ich dazu sagen? Offensichtlich nicht. Das ist aber nicht meine Meinung, sondern die der Ärzte, die ich dann wiedergeben soll. Also muss ich gegen meine eigene Meinung diskutieren. Blöde Situation.

Und leider eine, die sich immer wieder ergibt, und mich immer wieder aus dem Gleichgewicht bringt. Um nicht immer wieder in den gleichen Strudel zu geraten und mich und mein Umfeld damit unnötig zu stressen, Memo mich:

Nimm dir Zeit, einen Weg zu finden, damit besser umzugehen!

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