So sehr ich mich wann immer möglich gegen chemische Medikamente wehre, so froh und dankbar bin ich im Moment für mein Cortison.
Es war ein harter Weg, es zu bekommen. Seit Mittwochabend nehme ich eine recht geringe Dosis auf zwei tägliche Einnahmen verteilt. Der „Wow-Effekt“ gleich am zweiten Tag, den ich bei der ersten Einnahme hatte, blieb diesmal aus. Damit war zu rechnen, da ich nur ein Drittel der Dosis nehme.
Dafür wird es langsam, aber stetig besser. Scheinbar braucht das Cortison in der geringen Dosierung ein paar Tage Vorlaufzeit, um seine Wirkung zu entfalten. Gestern kam ich schon mit deutlich weniger Schmerzen über den Tag, und heute Morgen war ich zum ersten Mal seit zwei Jahren „ohne Grund“ zu Fuß unterwegs. Klar war ich auch in den letzten zwei Jahren einkaufen, wenn ich etwas brauchte. Aber heute fuhren wir nur zum Schauen zu einem „Pfennigbasar“, liefen dort hin und her, schauten uns um – und ich dachte nicht ein einziges Mal daran, dass ich nicht so weit laufen sollte. Weil dabei weder meine Hüfte, noch meine Beine weh taten.
Danach waren wir sogar noch einen Kaffee trinken, ohne dass ich auf dem Stuhl hin- und herrutschte und nach einer möglichst wenig unangenehmen Sitzposition suchte.
Das klingt ganz unspektakulär, für mich und vor allem meinen Kopf ist es aber ein wichtiger Schritt in eine sehr gute Richtung – in der Hoffnung, dass es so weiter geht, und nicht morgen die nächste Klatsche kommt. Ich habe mir fest vorgenommen, es trotz aller Euphorie so langsam und vernünftig wie möglich angehen zu lassen, damit mein Körper genug Energie hat, um zu regenerieren. Jeden Tag einen kleinen Schritt Richtung Normalität, mit vielen Pausentagen dazwischen.
Natürlich weiß ich, dass ich an der Diagnosefindung dran bleiben muss. Dauerhaft Cortison nehmen wird hoffentlich nicht die Dauerlösung sein. Aber für den Moment macht es mein Leben leichter und schöner, und bis es diagnostisch vorwärts geht werde ich das jetzt erst einmal genießen.