So richtig viel weiter gekommen bin ich mit meinen Recherchen zu den Befunden nicht. Im Moment verstehe ich es so: Ich weiß nun, woher es kommt, es gibt aber aktuell nichts, was man an der Therapie ändern kann.
Das ist so gesehen nicht schlimm, weil es mir so, wie ich eingestellt bin, gut geht. Da es mir in den letzten Wochen sogar wirklich richtig gut ging, hatte ich sogar die Hoffnung, das Cortison ein bisschen reduzieren zu können – habe dafür aber auch gleich die Quittung bekommen. Es ist schon erstaunlich, wie viel 0,5 mg (also ein halbes tausendstel Gramm!) Wirkstoff weniger pro Tag ausmachen können. Deshalb gehe ich erst mal wieder hoch auf meine „Wohlfühldosis“. Unterm Strich heißt das also für mich im Moment: Mir kann es weiterhin sehr gut gehen, so lange ich das Cortison nehme. Wenn ich das Cortison reduzieren oder absetzen möchte, wird es mir wieder schlechter gehen – aber darüber denke ich im Moment nicht ernsthaft nach. Es bleibt also erst mal alles beim Alten.
Und trotzdem hat sich seitdem ich den Arztbrief bekommen habe, bei mir vieles geändert. Denn ich habe an diesem Wochenende gemerkt, dass ich mental auf einer Gratwanderung unterwegs war. Es hatte sich über die Zeit so vieles in meinem Kopf angestaut, dass mich die „Fehlinformation“ von der Sprechstundenhilfe unverhältnismäßig aus der Bahn geworfen hatte. Obwohl sich ja eigentlich nichts geändert hatte, und es mir körperlich dank Cortison unverändert gut ging, hatte ich allein durch die negative Kraft meiner Gedanken zwei auch körperlich schlechte Tage.
Immerhin war ich mir dessen bewusst und konnte deshalb aktiv die Reißleine ziehen. Kaum war ich mental wieder positiver eingestellt, ging es mir auch körperlich wieder besser. Als ich dann zwei Tage später erfuhr, dass bei der Untersuchung sehr wohl der Grund für meine körperliche Entwicklung gefunden worden war, war ich unendlich erleichtert (zum Nachlesen: Unerwartete Wendung). Und trotzdem, oder gerade deshalb, fasste ich den Entschluss, mich in der nächsten Zeit verstärkt um meine Psyche zu kümmern.
Das Finden der Ursache hat mich in den letzten 2,5 Jahren unbeschreiblich viel Zeit und Kraft gekostet. Zudem habe ich sehr, sehr viel Energie und Zeit in die „körperliche Genesung“ gesteckt. Mir ist bewusst, wie wichtig mentales Training ist, und ich habe mir auch immer wieder versucht, dafür Räume zu schaffen – in Form von Yoga, Meditationen, Energiearbeit, selbst schreiben und entsprechender Literatur lesen. Aber meistens war ich so platt, dass ich beim Lesen oder Meditieren sofort eingeschlafen bin. Auch wenn Yoga entspannen und Kraft geben soll, fehlte mir letztere oft dafür. Ein Teufelskreis, den man natürlich durchbrechen muss, um vorwärts zu kommen – ich weiß das wohl, aber in Akutphasen ist das manchmal wirklich schwierig.
Mir ist klar, dass ich meine psychischen Energiereserven in den vergangenen Monaten ganz schön leer gesaugt habe. Im Nachhinein wundere ich mich immer wieder, wie gut ich meistens mit der ganzen Situation umgehen konnte. Mir ist durchaus bewusst, dass das nur dank meines Umfeldes, das sehr vieles abpuffern konnte und musste, und meiner zu Beginn einigermaßen „intakten“ Psyche so lange gutgehen konnte. Aber mir ist ebenso bewusst, dass ich mich so langsam aber sicher dem Punkt genähert habe, an dem das nicht mehr funktioniert hätte. Kurzum: Die Ursachenklärung kam just in time, viel länger hätte es für mich nicht mehr dauern dürfen.
Dazu kam, dass wir uns in den letzten Wochen leider von einem vierbeinigen Familienmitglied verabschieden mussten. Auch wenn Abschiede wohl für die meisten schlimm und traurig sind, habe ich schon lange den Verdacht, überdurchschnittlich schlecht damit umgehen zu können. Ob es da einen Zusammenhang mit meiner „allgemeinen psychischen Verfassung“ gibt, oder das zwei voneinander unabhängige Themen sind, weiß ich (noch) nicht – so oder so will und muss ich daran arbeiten.
Umso wichtiger ist es für mich, dass ich mir jetzt, wo ich wieder Ressourcen frei habe, Zeit für meine Psyche nehme. Es ist schon paradox: Man trainiert seinen Körper, passt die Ernährung für maximale Trainingserfolge an, pflegt seinen Körper mit Regenerationsmaßnahmen wie Sauna, Massage, Dehnen, .. – und verschwendet in der Regel keinen Gedanken an Mentaltraining. Dass Mentaltraining auch auf einen gesunden Sportler (oder allgemein jeden Menschen) enorme positive Auswirkungen hat, ist vielfach bewiesen und auch jedem bewusst – und trotzdem haben es die wenigsten auf dem Schirm.
Viele Formen von Mentaltraining kenne ich und wende ich auch mehr oder weniger regelmäßig an – aber mir war klar, dass ich diesmal mehr brauche: Input von außen. Vor allem wenn es um unangenehme Themen geht, neigen wir Menschen häufig dazu, uns selbst zu bescheißen. Beispiel: Beim Krafttraining trainieren die meisten das, was sie am besten können, und lassen dafür gerne mal die Übungen auslässt, bei denen sie die größten Defizite haben – die aber demnach auch die wichtigsten wären. Langfristig effektiver und motivierter trainieren vor allem Einsteiger, wenn sie einen guten Trainer an der Hand haben.
Genauso stelle ich es mir beim Mentaltraining vor. Ich machte mich also auf die Suche nach einem „Personal Trainer“ für meine Psyche. Da ich nicht wusste, wo ich anfangen sollte zu suchen, fragte ich bei meiner Heilpraktikerin Steffi Gundacker nach – in der Hoffnung, dass sie mir jemand gutes empfehlen kann. Es kam sogar noch besser: Steffi hat selbst Zusatzqualifikationen in diesem Bereich und traut sich zu, dieses sehr komplexe Thema mit mir anzugehen.
Zum Glück bin ich experimentierfreudig und offen für Neues. Ich stehe Unbekanntem in der Regel nicht skeptisch gegenüber, sondern finde es spannend und möchte alles selbst probieren. Ich muss mich also nicht zum Mentaltraining zwingen, sondern im Gegenteil: Ich freue mich jedes Mal aufs Neue darauf. Das heißt natürlich auch, dass ich körperliche Trainingseinheiten bewusst durch mentale Trainingseinheiten ersetzen muss. Beides hintereinander weg oder sogar gleichzeitig funktioniert nämlich nicht – auch wenn es verrückt klingt, sich mit sich selbst auseinander zu setzen kann ganz schön anstrengend sein – jedenfalls in meinem Kopf 🙂 . Und genauso wie bei körperlichem Training braucht man auch nach mentalen „Trainingseinheiten“ Regenerationsphasen, in denen das Gelernte sich verfestigen kann.
Und trotzdem kann ich schon jetzt sagen, dass es mich stärker macht. Die „Einheiten“ sind zum Teil aufrüttelnd und schmerzhaft, manchmal befreiend und manchmal wohltuend, aber auf jeden Fall hilfreich und effektiv. Ich bin gespannt, wohin es führt 🙂 .